Kristina Schmidt

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Study for Fountain Pans, 2024, stoneware, iron oxide, cobalt oxide, Euro storage container, pump, 132 x 61 x 42 cm

Video documentation of Study for Fountain Pans, 2024, stoneware, iron oxide, cobalt oxide, Euro storage container, pump, 132 x 61 x 42 cm

Dreaming Dolphins, 2023, pencil, watercolor, ink and dye on paper, 73,6 x 55,7 cm

Rotes Zimmer / Red Room, 2024 Oil on canvas, 180 x 150 cm

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So tun als gehört man zu den Schottermassen, 2024, cast aluminium, steel powder, rust, oil paint, spray paint, 16,5 x 24,5 x 2 cm

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This could be a groupchat, 2023, pen, watercolor, ink and pigment on paper, 24,8 x 18,5 cm

AW Paris, 2024, pen, watercolor, ink and pigment on paper, 24,8 x 18,5 cm

Ich werd nicht mehr rumbrummen ich schwörs, 2023, pen, watercolor, ink and pigment on paper, 24,8 x 18,5 cm

Halloooo, 2023, watercolor and ink on paper, 24,8 x 18,5 cm

Schau halt nochmal, 2023, pen, watercolor and ink on paper, 24,8 x 18,5 cm

Alle sind in Miami nur ich bin im Büro, 2023, pencil, watercolor and ink on paper, 24,8 x 18,5 cm

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Study for Fountain Pans, 2023, stoneware, iron oxide, cobalt oxide, metal rack, 47,5 x 39,9 x 44 cm

Protestanisches Objekt, 2023, stoneware, iron oxide, cobalt oxide, zinc oxide, metal rack, 21,6 x 30 x 20,9 cm

Study for Fountain Pans, 2023, stoneware, iron oxide, cobalt oxide, metal rack, 29,5 x 21,3 x 28,1 cm

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Jugendzimmer Studie, 2024, oil on canvas, 62 x 45 cm

Growing horns or growing roots, 2024, oil on canvas, modelling clay, wire, steel powder, rust, 31,3 x 24,5 x 21,1 cm

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Rostige Studie, 2024, pen, watercolor and pigment on canvas, 30 x 24 cm

Stadthexen, 2024, oil and pigment on canvas, 200 x 140 cm


Der groupchat als Zwiegespräch

Kristina Schmidts Ausstellung This could be a groupchat versammelt Malereien, Aquarelle und Keramikskulpturen zu einer kritischen wie humorvollen Betrachtung der Idee künstlerischer Subjektivität und ihrer Einbettung in kapitalistische Ideologien. Im Mittelpunkt steht dabei oft die Person der Künstler:in, die zwischen materiellen Bedingungen, individualisiertem Erfolg wie individualisiertem Zweifeln und der von außen geprägten Wahrnehmung künstlerischer Arbeit changiert.

In „Red Room” durchschreitet eine menschengroße Figur den Raum. Ist sie zielstrebig, zögernd, enthusiastisch oder doch gleichgültig? Sie taucht vor großen roten Farbflächen auf, violette Linien suggerieren den Raum, dessen Perspektiven vom Umriss der Figur immer wieder durchkreuzt werden. Aneinandergesetzte Flächen deuten die Tiefe eines Raums an, der von flaschenartige Formen besetzt ist. Ein gemustertes Band umrahmt die Figur, setzt sie beinahe beengt in den Mittelpunkt. Die Figur zeigt den Umriss der Künstlerin, nachgezeichnet mit gelber Linie. Der Hintergrund wird durch seine Zeichenhaftigkeit geprägt – drei überdimensionierte Flaschen, fast wie Portale, die auf sich selbst verweisen und im Unklaren lassen, was dahinter geschieht. Anders als Henri Matisse’ „L’Atelier Rouge”, auf das die Künstlerin klar Bezug nimmt, handelt es sich hier nicht um Referenzen künstlerischer Genese, sondern vielmehr um Alltagsobjekte, die in einer nicht genauer ausformulierten Relation zur Figur der Künstlerin stehen. 

Über sprachliche wie zeichenhafte Bezugspunkte ihrer Arbeiten sagt Kristina Schmidt im Gespräch mit dem Künstler Justin Lieberman: „Ich habe einen Hang zu fragmentarischen und kurzen Formen – also Reimen und Gedichten, Songs, Kurzgeschichten, Anekdoten, Werbung, Jingles, Infomercials, Flyern, Postkarten oder Memes. Ich mag es, wenn Sprache klar und scharf ist und sich dann doch bei näherer Betrachtung entfaltet.”[1] Dieses Interesse setzt die Künstlerin in den sieben Aquarellen fort, die Figuren, teils mit Sprechblasen, teils mit Kommentaren zeigen. Während in ihren früheren Zeichnungen oft Avatare der Künstlerin bei der Verrichtung alltäglicher Tätigkeiten im Mittelpunkt standen, werden die Figuren in ihren neueren Arbeiten zu hybriden Formen ohne konkrete Bezüge; zu Karikaturen, die sich mit anderen Figuren verbinden oder unter Farbschichten auflösen. Titel wie “Ich werd nicht mehr rumbrummen ich schwörs”, ”Schau halt nochmal” oder “Alle sind in Miami nur ich bin im Büro” unterstreichen den Charakter des Anekdotischen, aber sprechen zugleich eine allgemeinere Erfahrung an.    

Kristina Schmidt produziert die Zeichnungen in schnellem Tempo, meist im Format ihres Zeichenblocks. Die Künstlerin nutzt dafür eine aquarellähnliche Technik, indem sie gelöste Pigmente, Tusche und Tinte auf sehr nasses Papier aufträgt, wodurch Linien und Figuren verschwimmen und der Untergrund wellig wird. Es sind Momente des Kontrollverlusts, die die Künstlerin einbezieht, eine Form der Weichheit und Verletzlichkeit. 

Ähnlich entstehen auch ihre Rost-Malereien, für die sie mit Metall versetzte Farbe aufträgt und das Bild oxidieren lässt. „Rostige Studie” ist Teil einer Reihe von Materialstudien, bei denen sie mit verschiedenen Techniken experimentiert. Die drei in der Ausstellung gezeigten kleinformatigen Arbeiten erscheinen wie Provisorien, die doch waghalsig ihre Dauerhaftigkeit behaupten. Die Arbeit “Growing horns or growing roots” bricht sprichwörtlich aus dem Bild aus: Objekte wuchern aus der mit vier monochromen Farbflächen bemalten Leinwand in verschiedene Richtungen. Ähnlich einer Trophäe platziert Kristina Schmidt die Arbeit an der Wand, wo sie wie ein Symbol der Auszeichnung oder Anerkennung wirkt.

Mit „Studies for Fountain Pans” zeigt die Künstlerin Keramikskulpturen, die als Entwürfe für Auffangschalen eines Brunnen entstanden sind. Die Skulpturen beinhalten Löcher, aus denen Wasser austritt und sie so für ihren Zweck fast untauglich erscheinen. Fingerabdrücke bleiben als sichtbare, farbige Spuren ihrer handgearbeiteten Herstellung auf den Objekten zurück und verleihen ihnen eine Patina, eine Art eingeschriebene Historizität. Im Kontrast dazu stehen sie auf industriell gefertigten Beistelltischen und improvisierten Stapeln von Plastikkisten. Das von einem Behälter zum nächsten zirkulierende Wasser wird zu einer fortschreibenden Erzählung, einer Bewegung von oben nach unten und zurück. Die Schalen füllen sich immer wieder selbst – statt geradlinigem Fortschritt suggerieren sie zirkuläre Wiederkehr.

Kristina Schmidt betrachtet in ihren Arbeiten Ambivalenzen, Überzeugungen, den Produktionsdrang oder das Misstrauen, die künstlerische Arbeit immer begleiten. Subtil und humorvoll bricht sie mit dem fragwürdigen spätmodernen Ideal der Singularität, das sich gegen das Allgemeine und Gewöhnliche wendet und das vermeintlich Einzigartige und Besondere bevorzugt.

Juliane Bischoff

[1] Kristina Schmidt, Schmidti City, Galerie Christine Mayer, 2020, Interview mit Justin Lieberman: https://www.galeriechristinemayer.de/exhibitions/previous-exhibitions/?id=9016 [21.1.2024]


The group chat as dialogue

Kristina Schmidt’s exhibition This could be a groupchat brings together paintings, watercolours, and ceramic sculptures for a critical and humorous examination of the idea of artistic subjectivity and its incorporation within capitalist ideologies. The focus is often on the artist as an individual, who oscillates between material conditions, individualised success as well as individualised doubts, and the perception of artistic work influenced by the outside world. 

In “Red Room”, a human-sized figure crosses the space. Is it determined, hesitant, enthusiastic, or indifferent? It appears in front of large areas of red colour, while violet lines suggest a room. The spaces’ perspectives are repeatedly crossed by the figure’s outline. Juxtaposed surfaces indicate a depth of space, which is occupied by bottle-shaped forms. The figure is framed by a pattern, squeezing it in the centre of attention. The figure shows the artist’s outline, traced with a yellow line. The background is characterised by its symbols – three oversized bottles, almost like portals, self-referential and obscuring what is happening behind them. Unlike Henri Matisse’s “L’Atelier Rouge”, which the artist clearly alludes to, these are not references to artistic genesis, but rather everyday objects in unspecified relation to the artist’s figure.

In an interview with the artist Justin Lieberman, Kristina Schmidt says about the linguistic and symbolic reference points in her work: “I I feel drawn to fragmentary and short forms in general, such as rhymes, songs, short stories, anecdotes, advertisements, jingles, infomercials, flyers, postcards, memes. I like sharp-edged language and the way it unfolds when it is explored”.[1] The interest continues in seven watercolour works, which show figures; some with speech bubbles, some with commentary text. While her earlier works often focused on the artist’s avatars, busy with executing everyday activities, in her more recent works, the figures become more hybrid and loosely connected to their reference points. They appear as caricatures merging with other figures or dissolving under layers of colour. Titles such as “Ich werd nicht mehr rumbrummen ich schwörs” (I won’t buzz anymore I swear), “Schau halt nochmal” (Just look again), or “Alle sind in Miami nur ich bin im Büro” (Everyone is in Miami only I’m in the office) emphasize the anecdotal character but at the same time address a more general experience. 

Kristina Schmidt executes the drawings at a high pace, mostly in the format of her drawing pad. The artist uses a watercolour-like technique by applying dissolved pigments, ink and watercolour to very wet paper, which blurs lines, figures, and wrinkles the surface. Tenderness and vulnerability emerge from the artist’s loss of control. 

Her rust paintings are created in a similar way. She applies the paint mixed with metal and consequently allows the painting to oxidise. “Rusty Study” is part of a series of material studies in which she experiments with different techniques. The three small-format works shown in the exhibition appear like makeshift constructions that daringly assert their durability. The work “Growing horns or growing roots” literally breaks out from the picture’s frame. Objects sprawl in different directions from the canvas, which is painted in four monochrome colours. Almost like a trophy, Kristina Schmidt places it on the wall, appearing as an award or a sign of recognition.

“Studies for Fountain Pans” are ceramic sculptures, created as sketches for basins. The sculptures have leaking holes, rendering them unfit for their purpose. Fingerprints remain on the objects as visible, coloured traces of their handcrafted production and give them a patina, a kind of inscribed historicity. They are placed on industrially manufactured side tables and improvised stacks of plastic boxes. Water circulates from one container to the next becoming a continuing narrative, a movement from top to bottom and back. The pans keep on filling themselves up – instead of a linear progress, they suggest circular recurrence. 

Kristina Schmidt considers ambivalence, beliefs, the urge to produce, or the mistrust of that urge, which always accompanies artistic work. She subtly and humorously breaks with the questionable late modern idea of singularity, which opposes the general and generic and prefers the supposedly unique and special. 

Juliane Bischoff 

[1] Kristina Schmidt, Schmidti City, Galerie Christine Mayer, 2020, interview with Justin Lieberman: https://www.galeriechristinemayer.de/exhibitions/previous-exhibitions/?id=9016 [21.1.2024]

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